FOTOGRAFIE
BENJAMIN FRANZ
© Urheberrecht / Copyright: Benjamin Franz
In Vor-Coronazeiten hätte ich das Schwanenpaar sicher mangels Zeit auch schnell wieder vergessen. Aber mit der Zwangspause, sämtliche Veranstaltungen wurden ja abgesagt und alle Hochzeiten ins nächste Jahr verschoben, hat sich mein Fokus verschoben. Von der Braut in weiß zum weißen Schwanenkleid. Mehr als ein kleiner weißer Fleck im grünen Schilf war aber mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Erst als ich das Teleobjektiv mit an den Perlsee nahm, bekam ich interessante Einblicke geboten. Wildtiere posen natürlich nicht, es war also Geduld nötig, um ein paar nette Motive zu schießen. Erst aber wollte ich mal sehen wie weit ich mich dem Nest nähern konnte, ohne die werdenden Eltern zu bedrängen. Dann habe ich mich ins Schilf gehockt und schon nach wenigen Minuten war ich für die Schwäne nicht mehr interessant. Der Herr Schwan, ich nenn ihn mal Sigi, ließ seine Braut mit mir alleine zurück und hat ausgiebig sein Gefieder geputzt. Es sah aus wie ein tägliches Sport- und Wellnessprogramm, das der Sigi da abspulte. Typisch dache ich, sie hockt zu Hause kümmert sich um den Nachwuchs und er bringt sich in Form.
Die Zeit am See war sehr erholsam. Denn statt über die eigene Situation zu grübeln, mich über die Maßnahmen und die geplatzten Termine zu ärgern, war ich stundenlang schweigend und fast regungslos an einem paradiesischen Ort. Keine Spur von einer tödlichen Bedrohung. Stille, Harmonie und eine Natur die im Frühling so verschwenderisch überschäumt, die sich nichts um Mensch, Virus und Lockdown schert. In dieses Idyll kam aber andern tags plötzlich Bewegung. Mein Schwanenpaar bekam Besuch. Zwei weitere Schwäne landeten auf dem Wasser. Der Perlsee ist ja ziemlich groß und wären die Tiere am anderen Ende aufgetaucht hätte ich sie gar nicht gesehen. Aber das fremde Paar klopfte förmlich an und so musste ich davon ausgehen, dass es Besuch oder Verwandtschaft ist. Sigi freute sich so, dass er sein prächtiges Federkleid aufplusterte und den Ankömmlingen flott entgegen schwamm.
Dann schlug die Stimmung abrupt um. Am Perlsee wurde es plötzlich laut, die Schwäne machten einen bis dahin ungekannten Radau. Schnell war klar, dass der Besuch nicht willkommen war. Mit schlagenden Flügeln ging Sigi auf die Fremden los. Die ließen sich schnell beeindrucken, gingen in die Luft, kreisten über dem See, um etwas weiter weg wieder zu landen. Dieses Spiel wiederholte sich. Ich war schwer beeindruckt und verließ meinen Platz, um dieses Schauspiel weiter beobachten zu können. Es war atemberaubend, nicht nur für mich, auch Sigi, der seinen massigen Körper immer wieder laut fauchend und trompetend mit schwerem Flügelschlag, Wasser spritzend in die Luft buxierte, baute zunehmend ab. Oh mein Gott werde ich hier Augenzeuge einer tierischen Tragödie? Was passiert mit dem Nest, mit der Brut, wenn Sigi den Kürzeren zieht? Nach gut einer halben Stunde suchten die Eindringlinge endgültig das Weite.
„Mein lieber Schwan“, das hatte mich doch sehr überrascht. Ich finde der Perlsee wäre groß genug für zwei Schwanenfamilien, Sigi sah das wohl anders. Seine Vehemenz, ist wohl weniger bewusste Entscheidung, die ein Für oder Wider kennt, sondern vielmehr ein Programm, das wir Instinkt nennen. Als ich ein paar Tage später wieder am Perlsee war, präsentierte mir das Schwanenpaar endlich den Nachwuchs. Acht kleine, putzige Küken wuselten im Nest. Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieser Anblick so emotional in die Glieder fährt. Als wären es der eigene Nachwuchs, habe ich stolz die entstandenen Fotos präsentiert. Dieses Erlebnis hat mich nachhaltig beieindruckt und lässt mich wieder sehr positiv in die Zukunft schauen. Gefahren kommen und gehen.
Der schöne Sigi macht sich groß
Sigi vertreibt die fremden Schwäne
Los jetzt!!! Schwimmunterricht mit Mama
Acht auf einen Streich und die Schwanenmama bleibt gelassen

Schwanensee

Was Herrn Schwan in Rage bringt

Ein Schwanenpaar am Perlsee muss sich um acht Schwanenkinder kümmern. Entdeckt hatte ich das brütende Paar in der Zeit der Corona Ausgangsbeschränkung. Schon vor vielen Jahren haben wir den Perlsee als Naherholungskleinod für uns entdeckt. Beim Corona-Lockdown war es dann oft unser Revier für ausgedehnte Spaziergänge. Da fiel mir Anfang Mai ein brütendes Schwanenpaar auf, das im Schilfgras ein Nest angelegt hatte.
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BENJAMIN FRANZ
© Urheberrecht / Copyright: Benjamin Franz

Blog

Meine Geschichten

Was Herrn Schwan in Rage bringt Ein Schwanenpaar am Perlsee muss sich um acht Schwanenkinder kümmern. Entdeckt hatte ich das brütende Paar in der Zeit der Corona Ausgangsbeschränk- ung. Schon vor vielen Jahren haben wir den Perlsee als Naherholungskleinod für uns entdeckt. Beim Corona-Lockdown war es dann oft unser Revier für ausgedehnte Spaziergänge. Da fiel mir Anfang Mai ein brütendes Schwanenpaar auf, das im Schilfgras ein Nest angelegt hatte.
In Vor-Coronazeiten hätte ich das Schwanenpaar sicher mangels Zeit auch schnell wieder vergessen. Aber mit der Zwangspause, sämtliche Veranstaltungen wurden ja abgesagt und alle Hochzeiten ins nächste Jahr verschoben, hat sich mein Fokus verschoben. Von der Braut in weiß zum weißen Schwanenkleid. Mehr als ein kleiner weißer Fleck im grünen Schilf war aber mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Erst als ich das Teleobjektiv mit an den Perlsee nahm, bekam ich interessante Einblicke geboten. Wildtiere posen natürlich nicht, es war also Geduld nötig, um ein paar nette Motive zu schießen. Erst aber wollte ich mal sehen wie weit ich mich dem Nest nähern konnte, ohne die werdenden Eltern zu bedrängen. Dann habe ich mich ins Schilf gehockt und schon nach wenigen Minuten war ich für die Schwäne nicht mehr interessant. Der Herr Schwan, ich nenn ihn mal Sigi, ließ seine Braut mit mir alleine zurück und hat ausgiebig sein Gefieder geputzt. Es sah aus wie ein tägliches Sport- und Wellnessprogramm, das der Sigi da abspulte. Typisch dache ich, sie hockt zu Hause kümmert sich um den Nachwuchs und er bringt sich in Form.
Die Zeit am See war sehr erholsam. Denn statt über die eigene Situation zu grübeln, mich über die Maßnahmen und die geplatzten Termine zu ärgern, war ich stundenlang schweigend und fast regungslos an einem paradiesischen Ort. Keine Spur von einer tödlichen Bedrohung. Stille, Harmonie und eine Natur die im Frühling so verschwenderisch überschäumt, die sich nichts um Mensch, Virus und Lockdown schert. In dieses Idyll kam aber andern tags plötzlich Bewegung. Mein Schwanenpaar bekam Besuch. Zwei weitere Schwäne landeten auf dem Wasser. Der Perlsee ist ja ziemlich groß und wären die Tiere am anderen Ende aufgetaucht hätte ich sie gar nicht gesehen. Aber das fremde Paar klopfte förmlich an und so musste ich davon ausgehen, dass es Besuch oder Verwandtschaft ist. Sigi freute sich so, dass er sein prächtiges Federkleid aufplusterte und den Ankömmlingen flott entgegen schwamm.
Dann schlug die Stimmung abrupt um. Am Perlsee wurde es plötzlich laut, die Schwä- ne machten einen bis dahin ungekannten Radau. Schnell war klar, dass der Besuch nicht willkommen war. Mit schlagenden Flügeln ging Sigi auf die Fremden los. Die ließen sich schnell beeindrucken, gingen in die Luft, kreisten über dem See, um etwas weiter weg wieder zu landen. Dieses Spiel wiederholte sich. Ich war schwer beeindruckt und verließ meinen Platz, um dieses Schauspiel weiter beobachten zu können. Es war atemberau- bend, nicht nur für mich, auch Sigi, der seinen massigen Körper immer wieder laut fauchend und trompetend mit schwerem Flügelschlag, Wasser spritzend in die Luft buxierte, baute zunehmend ab. Oh mein Gott werde ich hier Augenzeuge einer tierischen Tragödie? Was passiert mit dem Nest, mit der Brut, wenn Sigi den Kürzeren zieht? Nach gut einer halben Stunde suchten die Eindringlinge endgültig das Weite.
„Mein lieber Schwan“, das hatte mich doch sehr überrascht. Ich finde der Perlsee wä- re groß genug für zwei Schwanenfamili- en, Sigi sah das wohl anders. Seine Vehemenz, ist wohl weniger bewus- ste Entscheidung, die ein Für oder Wider kennt, sondern vielmehr ein Programm, das wir Instinkt nennen. Als ich ein paar Tage später wieder am Perlsee war, präsentierte mir das Schwa- nenpaar endlich den Nachwuchs. Acht kleine, putzige Küken wuselten im Nest. Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieser Anblick so emotional in die Glieder fährt. Als wären es der eigene Nachwuchs, habe ich stolz die entstandenen Fotos präsen- tiert. Dieses Erlebnis hat mich nachhaltig beieindruckt und lässt mich wieder sehr positiv in die Zukunft schauen. Gefahren kommen und gehen.
Los jetzt!!! Schwimmunterricht mit Mama
Sigi vertreibt die fremden Schwäne
Acht auf einen Streich Schwanenmama bleibt cool
Sigi macht sich groß