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Der Schein trügt
Krimi nach 95 Jahren geklärt
Die Gaunerkomödie um gefälsche Geldnoten,
um Liebesglück und den Bau der Chamer Stadt-
halle feierte in Schachendorf, am und im
Gasthof Schierer Premiere. 1923 tauchten
im Cham der Weltwirtschaftskrise falsche
Notgeldscheine auf. Der Fall wurde nie
aufgeklärt, ein Fälscher konnte nicht er-
mittelt werden. In Stück der „Schein trügt“
wird das Delikt, natürlich schon längst
verjährt, auf unterhaltsame Weise
aufgeklärt.
An der Gasthofpforte in Schachendorf
empfing Wirtin Sonja Schierer die Be-
sucher des Theaterabends und wünschte
viel Vergnügen auf ihrem Anwesen.
Noch bevor sich die Theaterfreunde dann
im Saal des Wirtshauses niederlassen
konnten wurden sie vom Kriminalsekre-
tär Kurt Kröller, dargestellt von Timo
Bullemer, über den bisherigen
Ermittlungsstand in Kenntnis gesetzte.
Der Chamer Stadtarchivar hatte die
Fakten im Stück aus alten Zeitungsartikel
und Unterlagen aus dem Staatsarchiv in
Amberg zusammengetragen. Zusammen
mit Hans Höcherl ist aus dem Kriminalfall
eine mitreißende Gaunerkomödie ent-
standen. Mitten drin statt nur dabei.
Die Geschichte nahm ihren Lauf und eine
Schaar von „Kriminalistischen Hilfskräft-
en„ wie Kurt Kröller sein Publikum
nannte, folgte dem Ermittler, natürlich
unauffällig zum ersten Tatort . Im Saal
stellten sich dann die weiteren Beteiligten
vor. Elis, die fesche Wirtstochter, gespielt
von Julia Rückerl fegte tanzend den
Saalboden und machte dabei einen sehr
glücklichen Eindruck. Das Mädel ist ver-
liebt, soviel war klar. Nur vermutlich in
den Falschen, wie man unschwer an den
Prioritäten ihres Vaters, Wirt Xaver Gierl
gespielt von Hans Höcherl, erahnen
konnte.
Der umtriebige Wirt hat Ehrgeizige Pläne,
braucht dringend viel Geld und da kam es
ihm gelegen, dass auch der reiche Unter-
nehmer Anton Schellinger (Dieter Wilk)
die Elis heiraten möchte. Schellinger hat
Geld, das aber 1923 im Zuge der Weltwirt-
schaftskriese rasant an Wert verlor.
Der Liter Bier kostete zum Beispiel 30 000
Mark. Schellinger bezahlte seine Zeche mit
einem 5 Millionen Mark Schein, gab den
Rest als Trinkgeld und versuchte so Ein-
druck bei der Wirtstochter zu machen.
Das Balz und Protzgehabe des reichen
Schnösels wiederum rufte den Metzgers-
sohn Hans Giglberger, dargestellt von
Stefan Eiselt auf den Plan. Der heimliche
Liebhaber schäumte vor Eifersucht und so
endet die erste Szene mit einer kapitalen
Wirtshausschlägerei.
Kriminalsekretär Kurt Kröller führte seine
„Sonderermittler“ wieder ins Freie zum
nächsten Schauplatz. Der Metzgerssohn
bittet den Wirt um die Hand seiner Tochter
und hat sogar teure Zigarren als Geschenk
dabei um seinem Antrag Gewicht zu
verleihen. Wirt Xaver Gierl kann da nur
lachen, er hat andere Pläne, braucht das
Geld vom Schellinger und der ist ebenfalls
interessiert an der schöne Elis. Dieter Wilk,
der den Anton Schellinger spielt verpasst
seiner Figur einen schrulligen Sprachfehler
und bringt das Publikum zum Lachen.
Weiter geht’s im Gewölbe Keller des
Schierer Anwesens. Bei konspirativem
Kerzenlicht wird der Gehilfe des Wirts,
Georg Zacherl gespielt von Michael Dietl,
in die Pläne seines Chefs eingewiesen. In
Cham wird eine Stadthalle gebaut. Über
Strohmänner wollte der Gierl
Anteilscheine kaufen und so zum
größten Wirt im Chamer Land werden.
800 Gäste könnte er da bewirten, dieses
Geschäft will er sich nicht entgehen
lassen. Da war natürlich auch etwas Spot
über die neue Chamer Stadthalle mit
dabei, vor allem weil die Chamer
Bürgermeisterin Karin Bucher zu den
Premiere Gästen gehörte. Als der Zacherl
alleine im Keller steht taucht auch noch
der Metzgerssohn auf und trägt teure
Kleider, offenbar ist auch er zu Geld
gekommen. Wie der Kriminalsekretär
Kröller anschließend mitteilte sind in den
Geschäften Chams Falschgeldnoten
aufgetaucht. Notgeld, das die Stadt Cham
in der Wirtschaftskrise hat Drucken
lassen und das erst mit der Unterschrift
des Bürgermeisters Vogel zum gültigen
Zahlungsmittel wurde. Die
sichergestellten Falschgeldscheine wurde
zwar unterschrieben, aber nicht vom
Bürgermeister, wie die Grafologische
Untersuchung ergeben hatte.
Wer ist der Gauner? Die Untersuchung
1923 brachte keinen Täter hervor. Beim
Wandertheater im Gasthof Schierer zieht
sich aber das Ermittlungsnetz allmählich
zu und die vielen Kriminalhilfskräfte
erarbeiten sich den wohlverdienten
Fahndungserfolg.
So viel sei verraten „Der Schein Trügt“ ist
eine Geschichte mit Happy End. Mit viel
Applaus und einer Brotzeit endete die
Premiere Aufführung. Bürgermeisterin
Karin Bucher Bedankte sich bei den
Schauspielern und bei der Gastgeberin
Sonja Schierer.